Von langen Listen und der Einfachheit des Lebens.
Jeder findet seine Lebensaufgabe - Folge der Freude, der Liebe und tue das was dir Spaß macht.
Ich sitze vor meiner Aufgabenliste und habe plötzlich den Gedanken nie wieder Aufgabenlisten zu erstellen. Mir fällt auf, dass ich diesen Gedanken schon einmal hatte nachdem ich einen Zeitungsartikel oder einen Buchausschnitt gelesen hatte: Aufgabenlisten machen nur unnötigen Stress. Jetzt kommt mir dieser Gedanke wieder. Er erscheint mir sehr logisch, gerade sehr passend und spinnt ein wahres Netz von Gedanken.
Grundsätzlich mag ich ja solche Listen. Naja, zumindest mache ich sie sehr oft. Ständig fallen mir Dinge ein, die ich noch machen will oder soll oder muss. Da ich Angst habe sie zu vergessen oder in mir drin die Dringlichkeit nicht mehr wahrzunehmen, schreibe ich Listen: Für den heutigen Tag, für die nächsten Tage, für die nächste Woche, oder ganz allgemein.
Da habe ich schon die erste Erkenntnis: Vor was habe ich denn Angst? Letztendlich weiß ich ja, dass nichts verloren geht und wenn die Aufgaben wirklich so wichtig sind, dann merke ich sie mir doch auch sicher. Ein guter Ansatzpunkt also, um mich im Vertrauen zu üben, dass ich schon alles zur rechten Zeit mache und dass mich mein Unterbewusstsein schon daran erinnern wird, wenn ich doch mal etwas Wichtiges vergessen sollte.
Gleich darauf fällt mir auf, dass ich mir damit ja gleichzeitig auch Stress mache. Oft stehen auf meinen Listen viele Dinge, die mir Spaß machen und auf die ich Lust habe, manchmal natürlich auch Dinge, die ich einfach nicht verschieben kann und tun muss, Behördenanrufe oder -gänge oder Zahlungen. Doch plötzlich erscheint die Liste unfassbar lang und ich sehe nur noch die Menge anstatt die Freude dahinter. Plötzlich ist alles ein Zwang - das, was mir nicht so Spaß macht und das, worauf ich mich anfangs gefreut hatte. Nun artet es in Stress aus und ich denke den ganzen Tag darüber nach was ich noch alles erledigen muss und wieviel noch auf meiner Liste steht.
Da stelle ich fest, dadurch lebe ich ja auch nur in der Zukunft statt im Augenblick. Ich denke die ganze Zeit darüber nach was als nächstes kommt und wieviel Zeit ich nun noch habe, damit ich auch wirklich alles schaffe. Die Lust daran die Dinge zu tun wird dadurch leider zweitrangig. Vordergründig ist nun das Abarbeiten der Liste geworden.
Und das löst richtig Stress aus. Grundsätzlich ist es ja ein wunderbares Gefühl etwas erledigt und geschafft zu haben und dies dann auf der Liste wegstreichen zu können oder einen Haken zu machen. Das fühlt sich wirklich toll an. Aber da fällt ja der Blick sofort auf den nächsten Punkt, der noch nicht erledigt wurde. Dann vielleicht noch ein Blick auf die Uhr oder ein unerwarteter Anruf oder der hungrige Magen, der sich meldet und der Stresspegel steigt enorm.
Wie soll ich das heute nur alles schaffen? Meistens schreibe ich ja auch so viel auf die Liste, voller Vorfreude es zu erledigen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, es in meinem gewünschten Zeitfenster zu schaffen. Ist das eine Frage schlechten Zeitmanagements? Oder noch besser - ich streiche etwas weg und schreibe gleich wieder etwas dazu. Die Liste kann also nie zum Ende kommen… Also verurteile ich mich gleich noch dafür, dass ich faul bin oder zu langsam oder keine Lust habe oder etwas anderes mache oder es einfach nicht schaffe, weil es zu viel ist. Schon beginnt eine wunderbare Abwärtsspirale aus Schuldzuweisung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Wut und Anspannung.
Und warum? Weil ICH mir SELBST eine Liste erstellt habe, die ich nun zur goldenen Krone erhebe, die ich zum Mittelpunkt meiner Welt mache und alles drum herum keinen Stellenwert mehr hat.
Oh mannoman. Wenn ich das so lese und schreibe, dann wird mir noch einmal richtig deutlich wie sinnlos und doof das ist. Ich erstelle also etwas, um mich danach wieder schlecht zu fühlen und merke es nicht einmal. Eieiei.
Naja, nun habe ich es ja zumindest erst einmal erkannt. Das ist schon mal gut und ich kann mir auf die Schulter klopfen.
Nun denke ich erst: Na gut, dann erstelle ich Listen, aber mit dem Wissen, dass es nicht schlimm ist, wenn ich nicht alles gleich erledige. Ha. Da geht es schon wieder los - von vornherein kein Vertrauen und die Laune ist danach sicher auch nicht besser, weil ich ja in mir drin dennoch den Anspruch habe, Aufgaben zu erledigen, gern auch zu meiner Zufriedenheit und zu der von anderen.
Da schießt mir der nächste Gedanke in den Kopf: Woher kommt das eigentlich mit den Listen erstellen? Ich muss sofort an die Schule und an unser Arbeitssystem denken. Alles muss zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft fertig sein. Das sind nicht immer nur Dinge, die ich gern mache, sondern vor allem Dinge, die ich nicht so gern mache, die aber erledigt sein sollen, weil es ein anderer sich so wünscht, aus welchen Gründen auch immer.
Da muss ich lachen. Vielleicht müssen wir es uns ja anfangs aufschreiben, weil wir diese Dinge eben als sinnlos und für uns nicht wichtig empfinden. Da wir sie aber machen müssen, weil es der Lehrer, der Chef oder der Kunde so sagt, müssen wir sie aufschreiben, weil wir sie sonst wirklich vergessen. Und irgendwann geht es dann so in Fleisch und Blut über, dass wir das für uns selber auch machen - Listen im Kopf, auf Zetteln oder am Computer.
Das Interessante daran ist, dass es irgendwie jeden ankotzt. Ja, da kann ich doch fragen wen ich will - niemand mag diese vorgegebenen Aufgaben, die häufig ganz und gar nicht dem entsprechen was wir jetzt gerade eigentlich tun wollen. Und schon fühlen wir uns unwohl und gefangen und die Selbstkritik beginnt auch, weil ich nichts dagegen tue oder es nicht schaffe. Na klasse.
Ich denke an meinen fünfjährigen Sohn und die Kinder im Allgemeinen. Sie machen einfach wozu sie Lust haben. Das kann auch jede Minute etwas anderes sein. Und es gibt trotzdem immer ein Ergebnis. Erwachsene stehen dann manchmal daneben und sind genervt, weil das Kind nicht bei der Sache bleibt oder sie keinen Sinn in diesem Tun erkennen. Doch was ist der Sinn Dinge zu tun? Was ist der Sinn für die Erwachsenen? Anerkennung? Abhaken? Geld? Ziele erreichen? Glücklich sein? Für Kinder ist es auf jeden Fall die Freude, der Spaß, der Genuss daran die Welt zu entdecken.
Wer sagt denn, dass wir das als Erwachsene nicht mehr als unser Ziel haben sollten? Wenn wir mal einen Tag lang nur das machen worauf wir wirklich Lust haben, kann es passieren, dass wir gar nichts von unseren Listen streichen können, aber das wir, zumindest bis wir die Listen sehen oder daran denken, glücklich und zufrieden sind.
Ich glaube ja es ist wertvoll wichtige Dinge zu notieren, z.B. wenn ich Texte darüber schreibe oder Vorträge halten will. Aber auch da komme ich wieder zu diesen Fragen:
Erstens: Warum mache ich es nicht gleich, wenn es mir in den Sinn kommt und ich diese große Freude empfinde?
Zweitens: Falls ich gerade wirklich keine Zeit oder kein Papier oder Aufnahmegerät zur Hand habe, wieso vertraue ich nicht darauf, dass es mir später wieder einfällt, ich es mir lange merken kann oder es vielleicht nur für den Moment für mich selbst wichtig war?
Drittens: Wieso fällt es mir so schwer zu entscheiden was mir gerade am meisten Freude macht?
Vieles haben wir davon sicher verlernt. Kinder haben es ja noch. Für sie ist die Welt groß und wunderschön. Sie haben das Gefühl alles erreichen zu können und für alles ausreichend Zeit zu haben. Und die Erwachsenen schauen neidisch auf sie oder freuen sich mit ihnen.
Doch wo ist die Freude über das eigene Leben und Schaffen? Wo ist das Vertrauen und der Glaube daran alles erreichen zu können und jeden Tag von früh bis spät von der Welt mit wundervollen, interessanten, spannenden Dingen überhäuft zu werden?
Es ist ja sicher nicht weg. Es geht ja Nichts verloren. Ein bisschen vergraben ist es scheinbar. Unter irgendwelchen Dogmen und Regeln von mir selbst oder anderen gerutscht.
Wenn ich genau hinschaue, gibt es gerade niemanden in meinem Leben den es wirklich interessiert was ich wann erledige. Das ist ja wunderbar. Dann kann ich mich ja dafür entscheiden mal, zumindest für eine Weile, ohne Listen auszukommen und zu schauen was dann passiert.
Das ruft so eine richtig große Freude, ein Gefühl von Glück und Freiheit in mir hervor. Ein kindliches Lächeln zaubert es auf mein Gesicht.
Ich weiß nun:
Die einzig wahre Aufgabe, die ich im Leben habe, ist fröhlich und glücklich zu sein.
Ja, genau. So einfach. Das war für mich unvorstellbar, aber es deutet einfach alles darauf hin.
Das ist die einzig wahre Lebensaufgabe von Jedem - Fröhlich und glücklich sein.
Für mich ergibt auch alles was darauf folgt total Sinn.
Wenn jeder das tut, was ihn fröhlich und glücklich macht, sind wir alle entspannt, was ein friedliches Seelenleben und vor allem auch ein friedliches Miteinander hervorruft. Es bedeutet ja nicht, dass es nie zu Reibereien kommt, aber vielleicht ja sogar zu weniger Krieg. Kinder freuen sich auf jeden Fall darüber, sie machen das ja auch nicht.
Wenn außerdem jeder das tut, was ihn glücklich macht, dann macht ja jeder etwas anderes und die Welt wird fröhlicher und bunter. Die Puzzleteile fügen sich harmonisch zusammen, weil es für jeden Einzelnen und das Große Ganze einen Sinn ergibt.
Wir sind eins, in dem Sinne, dass wir alle Licht, Liebe, Energie sind und uns nach Glück und Frieden sehnen. Wir sind aber doch auch unterschiedlich und es ist so wichtig diese Farbenpracht, dieses individuelle Können zu leben.
Es scheint so einfach. Ist es auch. Warum auch immer, haben wir es nur überdeckt.
Und ja, es von jetzt auf gleich zu verändern, würde ein wenig chaotisch wirken und das System zusammenbrechen lassen. doch mal ein Stück weiter gedacht - Wäre das wirklich so schlimm? Ist es nicht viel wichtiger und schöner glücklich zu sein?
Ich glaube schon und ich gebe mein Bestes mich zumindest Stück für Stück wieder auszugraben und vor allem meinen Kindern ein bisschen weniger Unnützes überzuwerfen. Und wenn das jeder macht, dann geht es ganz schnell, dass alles harmonischer wird und jeder glücklich ist.
Also Listen weg und der Lust folgen, dann werden alle wichtigen Dinge auf natürliche Art und Weise umgesetzt, genau zum richtigen Zeitpunkt.
Freudenrausch und WunderWelt
Wunder willkommen.
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