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Vom Fliegen und Allem was dazugehört

Meine Faszination am Flughafen.

Stundenlang könnte ich hier am Fenster stehen und den Flugzeugen beim Landen und Starten zusehen. Stundenlang könnte ich am Spottingpoint sitzen und mit offenem Mund immer wieder feststellen wie viele Flugzeuge hier ihren Flug beginnen oder beenden. Stundenlang könnte ich das Treiben auf dem Flughafen interessiert beobachten. Tagelang könnte ich verharren und die Flugzeugbäuche kurz über mir betrachten. Und auch nach diesen vielen Stunden und Tagen hätte ich noch keine Worte dafür was mich an diesem Treiben so fasziniert. 

So viele Gefühle durchströmen mich dabei: Freude, Faszination, Begeisterung, Neugier, Interesse. Schon immer hatten Flugzeuge und Flughäfen Etwas ganz Besonderes für mich. Woher das kommt, frag ich mich. Vielleicht ja von meinen Eltern, die selbst auch gern geflogen sind, Pilot und Flugbegleiterin werden wollten und mit uns auch einige Flugreisen gemacht haben. Vielleicht aus der Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten das Fliegen, welches für den Menschen ja erst seit etwa 100 Jahren möglich ist, für sich entdeckt hat. Vielleicht aber ja auch von ganz tief drinnen, von Urbedürfnissen und Ursehnsüchten, die damit befriedigt werden: Die Welt kennenlernen, fliegen können wie ein Vogel, die Welt verstehen, die Welt von oben betrachten, frei sein, über diesen wattebauschigen Wolken schweben, der Sonne noch ein Stück näher sein, Vogelperspektive über die Welt und damit vielleicht ja auch über mein Leben einnehmen. Und allein das Zuschauen erinnert mich an dieses einzigartige Gefühl über den Wolken zu sein und an dieses ganz besondere Kribbeln im Bauch kurz bevor die Maschine abhebt. Ein Moment von „Alles ist Möglich“.

Und genau das fasziniert mich zusätzlich: Das es Menschen gab, die davon geträumt haben über den Wolken zu schweben, die davon geträumt haben wie ein Vogel zu fliegen, die davon geträumt haben überall schnell und einfach hinzukommen und die es vor allem umgesetzt haben, die Hindernisse überwunden und Neues entdeckt haben, die ihre Träume verwirklicht und erfüllt haben und damit auch gleichzeitig die Sehnsüchte vieler anderer Menschen erfüllten. Sie wussten, alles ist möglich, haben daran geglaubt und letztendlich Möglichkeiten gefunden dies in die Tat umzusetzen. Was für ein Ansporn, was für eine Motivation, was für ein Glaube.

Für mich stellt sich immer noch die Frage: Wie kann solch ein riesiges, schweres Gerät sich überhaupt nur eine Sekunde in der Luft halten und ich schaffe es für nur wenige Sekunden mal in die Luft zu hüpfen. Unvorstellbar für mich. Immer wieder denke ich, dass sie doch jeden Moment vom Himmel fallen müssten…

Doch da ist noch mehr was mich fasziniert: Diese Wahnsinnslogistik auf solch einem großen Flughafen. Soooo viele Menschen, die hier arbeiten, soooo viele Menschen, die hier kommen und gehen, sooo viel Technik, solch eine präzise Organisation. Hut ab. Eben ein bisschen wie eine Großstadt, nur ein bisschen organisierter. Irgendwie.

Und wie unbegreifbar für mich wie viele Menschen hier kommen und gehen, in einem ständigen Strom - minütlich, stündlich, täglich, das ganze Jahr. Und das ist nur einer von vielen Flughäfen. Das sind Dinge, da reicht meine Vorstellungskraft nicht aus (wie bei den langen Autozügen mit neuen Autos): Was tun sie alle? Wo kommen sie alle her, wo wollen sie alle hin? Für was wird das alles benötigt?

Je länger ich stehe, sitze, schaue, desto mehr andere Fragen kommen zu mir:

Ist es wirklich notwendig und sinnvoll, dass der Mensch fliegen können muss wie ein Vogel?

Geht es anderen Menschen genauso wie mir, wenn sie all dies beobachten? 

Spüren sie auch dieses Kribbeln im Bauch beim Start eines Flugzeugs?

Und wird auch die Kehrseite gesehen?

Umweltverschmutzung durch Lärm und Abgase, Verdichtung, Zerstörung?

Wie viele Flüge sind wirklich wirklich notwendig?

Ist es überhaupt so schlimm oder gehört all dies zur Entwicklung dazu? 

Wieso machen so viele dabei mit? 

Machen wir uns mit der Technik nicht immer mehr abhängig?

Vergiften wir uns selbst?

Inwieweit zerstören wir die Natur und für welchen Preis?

Was können wir dagegen tun bzw. welche Alternativen gibt es?

Wieso fühlen sich diejenigen, die ihre Bedenken äußern nicht gehört?

Profitieren die Kritiker des Flughafenbaus nicht auch von den Flügen, in dem sie Nahrung, Kleidung oder Ähnliches aus der Ferne kaufen?

Und welchen Beitrag leiste ich dazu?

Kann ich vielleicht mit meiner Radreise und meiner Art zu leben zeigen, dass „Langsames Reisen“ und die Verbindung zur Natur mindestens genauso so viele, auf lange Sicht ja sogar mehr Glücksgefühle hervorrufen kann und dich vor allem auch dahin bringt, wo du hin willst, in jeglicher Hinsicht?

Am Ende spüre ich, ich gelange wieder zum Großen Ganzen, zu der Frage nach dem Sinn des Lebens und damit ja zum Sinn zu allem was existiert. Und mein Lied „In Worten“ kommt mir in den Sinn: …denn alles hat ja seine Gründe und alles ist auch schön. Wer weiß, ob ich die Wahrheit finde, vielleicht kann ich nur Ausschnitte sehn...

Manche Fragen kann ich mir beantworten, andere bleiben. 

Die Faszination bleibt und dieses Gefühl liebe ich. 

Und dennoch weiß ich auch: Ich liebe die Natur und es ist mir selbst ein Bedürfnis sie und damit meinen Lebensraum so natürlich wie möglich zu nutzen und zu erhalten.

Ich fange bei mir an und hoffe damit auch andere an ihre wahren Bedürfnisse zu erinnern und sich selbst Fragen zu stellen und zu beantworten.

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Die Welt ist ein einziges Wunder.

Alles, was darin enthalten ist, ebenfalls.

So gibt es in jedem Moment unendlich viele Wunder in mir und um mich herum zu entdecken.

Mit offenen Sinnen und mit offenem Herzen mache ich mich auf die Reise, um die WunderWelt zu entdecken. 

Kristin Voß